lundi 14 septembre 2009

Article sur la Résistance juive, traduit par Hilda Malka

Jüdischer Widerstand im besetzten Frankreich 1940-44

von Herbert Herz

Welche Beziehung gibt es zwischen der Entstehung des Staates Israel, dessen 60. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, und der Beteiligung eines jüdischen Jugendlichen an einer kommunistischen Bewegung der Gehorsamsverweigerung im besetzten Frankreich? Der jüdische Staat ist 1948 - das ist klar - nur dank des Sieges der Alliierten über das Nazideutschland einige Jahre zuvor entstanden. An diesem Sieg und an den vorangehenden mörderischen Kämpfen haben zahlreiche, vorwiegend junge jüdische Männer und Frauen teilgenommen, teils in regulären Armeen, teils in den verschiedenen Widerstandsbewegungen. Sie haben für unser Überleben, unsere Freiheit und Würde gekämpft. Als einer von ihnen sehe ich es als meine Pflicht, Zeugnis abzulegen, und sei es nur im Namen meiner Kameraden, die im Kampf gegen den Feind gefallen sind.

Nachdem ich der Deportation knapp entkommen war, fand ich im Sommer 1943 Unterschlupf in Grenoble. Weit entfernt von meiner Familie hatte ich Freunde in den Jugendherbergen gefunden. Auf dem Rückweg von einem Sonntagsausflug fuhr einer von ihnen, der mich wohl den ganzen Tag über beobachtet hatte, mit seinem Fahrrad an meiner Seite und sprach auf mich ein über die Pflicht jedes einzelnen, besonders der jungen - kurz, er warb um mich für die Widerstandsbewegung, der er angehörte, der kommunistischen Jugend. (Dieser Kamerad, Charles Wolmark, militanter und sehr idealistischer Pariser Jude, sollte später in die Hände der Deutschen fallen. Er wurde erschossen und starb als Held.) Im Widerstand arbeiten, das wollte ich, daher sagte ich ohne Zögern zu. Aber wenn man mir an diesem Tag vorgeschlagen hätte, in den jüdischen Widerstand einzutreten, hätte ich ebenfalls, oder sogar noch eher, zugesagt, denn ein solches Engagement hätte noch besser meiner Familientradition entsprochen. Mein Vater, der zu dieser Zeit nicht mehr lebte, war seit den 20er Jahren in Deutschland ein sehr engagierter Zionist gewesen.

Der jüdischen Widerstandsbewegung, der ich zwar nicht angehörte, aber der ich mich heute näher fühle, möchte ich mein besonderes Gedenken widmen. Diese Bezeichnung umfasst die zionistische Jugendbewegung, die Untergrund-Hilfsorganisation für Kinder OSE, die jüdische Pfadfinderorganisation Eclaireurs Israelites (die 6. im Untergrund), und andere jüdisch-nationale Bewegungen. In den letzten Monaten vor der Befreiung hatte der Widerstand eine Organisation geschaffen (der Maquis), der sich in Südwestfrankreich offen jüdisch gab und der gaullistischen Bewegung zugeordnet war. Jedoch war das Hauptziel des jüdischen Widerstandes, ein Maximum an Menschenleben vor dem Unheil zu retten, vor allem Kinder. Mutige und hingebungsvolle junge Frauen und Männer, Juden und ihre christlichen Helfer, durchquerten das Land nicht ohne Risiko, um unsere gefährdeten Kinder in bäuerlichen Familien oder in religiösen Institutionen unterzubringen. Oder sie geleiteten sie in Gruppen heimlich in die Schweiz.

So wurden hunderte von Kindern und auch Erwachsene gerettet, von denen viele sich später am Aufbau des Staates Israel beteiligten. Leider wurden zwei dieser Begleiterinnen bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, von den Deutschen festgenommen. Da war zunächst Mila Racine, eine russische Jüdin. Auf ihrer Deportation wurde sie bei einem alliierten Luftangriff in Deutschland tödlich getroffen. Nach Milas Deportation übernahm Marianne Cohn, eine deutsche Jüdin, ihre Aufgabe. Nachdem sie mehrere Male Gruppen erfolgreich über die Grenze gebracht hatte, fiel sie Ende Mai 1944 mit ihren etwa 30 Schützlingen in die Hände der Gestapo von Annemasse. Es ist dem Bürgermeister dieser Stadt, Jean Deffaugt, einem vorbildlichen Gerechten, zu verdanken, dass alle Kinder gerettet wurden. Aber Marianne wurde grausam von den Nazischergen umgebracht. Eine Schule in Annemasse trägt heute ihren Namen. So ist ihr Gedenken gewährleistet.

Parallel zur zionistischen Bewegung leisteten die jüdischen Organisationen der Linken in Frankreich, zusammengefasst in der UJRE (Union des Juifs pour la Résistance et l’Entreaide), auch bemerkenswerte Rettungsarbeit. In Zusammenarbeit mit der UJRE bemühte sich die Union der jüdischen Jugend (UJJ) durch Herausgabe von Untergrundflugblättern und -zeitungen die durch ihre prekäre Situation ratlose jüdische Jugend, zu versammeln und für den Widerstand zu motivieren. Eigentlich diente die UJJ zur Rekrutierung von Jugendlichen zum bewaffneten Widerstand, d.h. zu den FTP-MOI (Francs-Tireurs et Partisans de la Main-d’Oeuvre Immigré), denen ich selber im September 1943 zu meiner grossen Zufriedenheit beitrat nach einigen Wochen bei der kommunistischen Jugendbewegung, wie eingangs erwähnt. Ich wage die FTP-MOI der jüdischen Widerstandsbewegung nicht zu beurteilen, denn diese Bewegung war international. Sie vereinigte Immigranten verschiedener Herkunft, aber politisch einig, republikanische Spanier, antifaschistische Italiener, Armenier und andere.

Alle waren sie unsere Waffenbrüder. Jedoch machten die Juden, vor allem polnische, ungarische, rumänische bei weitem das zahlreichste, das kämpferische Element aus, darauf versessen, dem Erzfeind, dem nazideutschen Besetzer, schmerzliche Verluste zuzufügen. Es war das Bewusstsein unserer jüdischen Identität, die uns diese Wut im Bauch verursachte, den Rachedurst für unsere ohne jegliche Hoffnung auf Rückkehr deportierten Verwandten.

Die Einheit, der ich angehörte, das Kommando « Liberté » der FTP in Grenoble, zählte etwa 30 Mitglieder. Seitdem war ich also ein Vollzeitsoldat ohne Uniform. Ich hatte meine bezahlte Tätigkeit aufgeben müssen; zum Unterhalt bekam ich wie meine Kameraden einen Sold. Wir mussten alle sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen beachten. Unser Kommando bestand aus mehreren Gruppen. Die, zu der ich gehörte, war eine homogene jüdische Gruppe von acht sehr motivierten Kämpfern : vier - unter ihnen der Kommandeur – kamen aus Polen, drei ungarische Studenten und ich, gebürtiger Deutscher. Wir wuden eins wie die Finger einer Hand. (Von diesen acht sind drei später leider gefallen).

Ich war der « Techniker » der Gruppe und später der Einheit. Man übertrug mir die Wache über unser Waffen- und Sprengstofflager, ein ziemlich exponierter Posten. Zum Glück wurde der Ort nicht vom Feind entdeckt. Im März 1944 , nachdem mir der Boden zu heiss unter den Füssen geworden war, wurde ich von Grenoble nach Lyon zur heute legendären Brudereinheit « Carmagnole » versetzt.

Unsere Kommandeure waren Ehemalige aus der Internationalen Brigade des spanischen Bürgerkrieges, fast alle Juden. Unsere Waffenausrüstung war sehr begrenzt. Da wir nicht von den Fallschirmaktionen der Alliierten profitieren konnten, mussten wir unter grossem Risiko französische Polizisten angreifen, ohne ihnen ein Leid anzu tun, um ihnen ihre Waffen abzunehmen. Wir, die FTP-MOI, waren wirklich die armen Verwandten des Französischen Widerstandes.

Damit komme ich auf unsere Tätigkeit : Unser Hauptziel war, der deutschen Kriegsmaschine zu schaden, um der sowietischen Armee, wenn auch nur ein wenig, Hilfe zu leisten, die bis Juni 1944 allein gegen die überlegene Feindesmacht kämpfte. Wir haben uns also daran gemacht, die französische Industrie, die für die Deutschen arbeitete, zu sabotieren. Ich nenne hier nur ein Beispiel, den Angriff auf die Chemiefabrik Coignet in Lyon am 30. April 1944. Etwa 30 unserer Partisaninnen und Partisanen drangen am Abend in die Fabrik ein und machten das Personal widerstandslos/ kampfunfähig. Die ganze Nacht besetzten wir die Fabrik, legten die Maschinen lahm und Sprengstoff an geeigneten Stellen.

Früh am Morgen nach der Sperrstunde und nachdem wir die Zeitzünder eingeschaltet hatten, zogen wir uns zurück und zerstreuten uns in aller Ruhe. Das Ergebnis : Ein grösseres Phosphorlager zerstört und die Produktion für mehrere Monate unterbrochen.

Diese Art Aktion war weit wirksamer und schonte mehr Menschenleben als die Bombardierung der alliierten Luftwaffe. Andere Sabotageakte waren auf der Eisenbahnlinie. So sah unsere tägliche Arbeit, vor allem nachts, aus.

Wir wagten es sogar, die deutsche Wehrmacht anzugreifen, im vollen Bewusstsein, damit auch Vergeltungsmassnahmen hervorzurufen. So explodierten am 31. Januar 1944 ferngezündete Bomben auf dem Durchzug einer deutschen Truppe, die unterwegs zur Übung nach Grenoble war. Die Anzahl der Toten und Verwundeten an diesem Tag hatte keine Bedeutung. Es ging darum, ihren Dünkel zurückzustecken, ihnen zu verstehen zu geben, dass sie nicht unverwundbar seien. Die Operation war gelungen, ohne Verluste auf unserer Seite. Ohne je einzelne einfache Soldaten anzugreifen, ist es vorgekommen, dass wir einen deutschen Offizier töteten. Jedoch die Männer, die wir verfolgten, um sie ohne Gnade zu bekämpfen, waren französische Milizionäre, Handlanger der Nazis und oft noch grausamer als diese.

Mit viel Glück habe ich den ganzen Krieg ohne eine Schramme überstanden. Hingegen haben viele meiner Kameraden ihren selbstlosen Einsatz mit dem Leben bezahlen müssen. So sehe ich es als meine Aufgabe, ihrer zu gedenken, auch wenn ich mich auf nur wenige unter ihnen beschränke.

Auf der Rückkehr von einer Aktion bei Grenoble wurde Raymond Grynstein, alias Antoine, und die Gruppe von Partisanen, die er befehligte, von den Deutschen überrascht. Antoine deckte den Rückzug seiner Kameraden mit der Waffe, ehe er sich im letzten Moment selber mit einer Handgranate in die Luft sprengte, um nicht lebend in die Hände des Feindes zu fallen.

Etienne Goldberger wurde von Vichys Polizei festgenommen und gefoltert, aber er gab dem Feind nichts preis, nicht einmal seinen Namen. Er wurde erschossen und starb unter dem angenommenen Namen in seinen falschen Papieren.

Simon Fryd wurde bei einer Lebensmittelkartenkontrolle von der Polizei in Lyon verhaftet. Von der Spezialeinheit des Gerichtes wurde er zu Tode verurteilt und wie ein Verbrecher hingerichtet. Seine Kameraden rächten ihn, indem sie den Staatsanwalt, der ihn zu diesem ungerechten Tod verurteilen liess, umbrachten.

Jeanine Sontag, gebürtige Schweizerin, kam von der gaullistischen Widerstandsbewegung zu den FTP, weil sie kämpfen wollte. Sie wurde bei einem Angriff auf eine Autowerkstatt, die für die Deutschen arbeitete, festgenommen, furchtbar gefoltert, aber ohne der Gestapo etwas preiszugeben. Heldenhaft bis zum Ende teilte sie das Schicksal der anderen Gefangenen der Deutschen im Fort Monluc in Lyon. Alle wurden erschossen.

Zu ihrer Gerechtigkeit möchte ich betonen, dass zahlreiche Juden, ausserhalb der erwähnten Organisationen im Maquis der verschiedenen Gegenden Frankreichs tätig waren. Ebenso flohen viele unserer Jugendlichen aus Frankreich, um über Spanien nach England zu gelangen und unter de Gaulles Befehl zu kämpfen.

Alle diese freiwilligen Kämpfer haben dazu beigetragen, den Sieg über die Naziherrschaft zu beschleunigen und schliesslich Theodor Herzls Traum, einen jüdischen Staat, wahr werden zu lassen. Ihnen gilt unsere Anerkennung.


Herbert Herz

Übersetzung von Hilda Malka

2 commentaires:

Anonyme a dit…
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Muriel Spierer a dit…
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